Deine Gedanken

 
Dieser nachfolgende Text wird - mit vielen Abänderungen - dem jüdischen Talmud zugesprochen. (Obwohl es immer wieder bestritten wird!) Andere Quellen sagen »Konfuzius - Tolstoi - Khalil Gibran - La-o-tse - Lichtenberg und-und-und«. Quintessenz: keiner weiß es genau, richtig getippt stimmt irgendwie immer! Lohnt es sich, darüber zu streiten?
Ich selbst denke, das Kind musste einen Namen haben! Ob er nun hebräischer Herkunft ist oder aus China, ob irgendein Dichter ihn verfasst hat - völlig egal! Richtig ist er auf jeden Fall ...
 
»Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheit. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.«
** *
 Es gibt wenige Menschen, die diesen Ausspruch nicht kennen. Wenn man nun diesen Text liest, wird man erst einmal nachdenklich - dann aber ist er auch schnell vergessen. Man stimmt dem Ganzen zu, doch beim nächsten Gedanken wird nicht auf dessen Qualität geachtet, sondern auf dessen Inhalt. Ein bisschen Ärger, und schon sind die Gedanken nicht mehr so positiv, wie wir sie eigentlich denken wollten. Unschöne Ereignisse aus der Vergangenheit, ungerechte Behandlung und ähnliche Vorkommnisse - und schon sind alle guten Vorsätze wieder im Keller gelandet.
        Aus all diesen negativen Gefühlen entstehen dann sofort die nächsten markigen Wörter. Jeder kennt so manche davon, »Idiot« ist da noch der harmloseste Begriff. Ich gebe zu: manchmal tut es auch richtig gut, solche Last einmal loszuwerden. Doch wenn man jetzt alles so ungezügelt ausufern lässt, kann sich alles steigern, sodass dann aus einem Wort eine Handlung werden kann!
     »Der wird schon sehen, was er davon hat!« das ist schon fast ein Versprechen, das zu einer Gegenhandlung schreit! Und sollte die Gelegenheit sich einmal auftun, wird so manch einer auch etwas Unüberlegtes tun. Führt das dann zum Erfolg, prima! Warum nicht bei der nächsten Gelegenheit alles wiederholen, ich hatte ja Erfolg damit.
        Schon sind wir nun bei der Gewohnheit. Die Gewohnheit ist das, was unseren Charakter in besonderer Weise bildet, weil es sich um Prägungen handelt, die ihrem Wesen nach auf die Zukunft ausgerichtet sind! Daraus wird nun unser Schicksal gebastelt. Früher oder später erleben wir durch unsere mitmenschlichen Relationen ein Spiegelverhalten, so unangenehm, dass wir es unter Umständen überhaupt nicht mehr auf uns beziehen! Wir erkennen dann, dass wir selbst es waren, die es begünstigt haben.
        Und doch könnte es so leicht sein. Sinnvolle Sprichwörter sollten wir lediglich wörtlich und ernst nehmen; in bewusster Achtsamkeit lesen und hellwach umsetzen! Alles würde sich so verwirklichen, wie wir es uns für uns selbst wünschen. Es beginnt mit den Gedanken, die wir denken.
 
        Wenn dies jedoch nur Gedanken bleiben, kann es nicht gelingen, denn dann fällt das gedachte Kartenhaus wieder in sich zusammen und alles fängt von vorne an: als nicht zu Ende gedachte unweise Gedanken.

Zum Schluss ein Gedanke, der eigentlich am Anfang stehen sollte:
Wozu eigentlich Gedanken aufschreiben?
Kein Mensch kann Gedanken lesen!

(©Bruno Ziegler)


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Kommentare (3)

Muscari


Das ist die unbeschreibliche Vielfalt der Gedankenwelt.
Deine Zeilen haben mich sehr beeindruckt, doch fühle ich mich außerstande, detailliert darauf einzugehen.
Was mich persönlich betrifft, nur soviel:
Augenblicklich gehen meine Gedanken ständig auf Reisen, in alle möglichen und unmöglichen Richtungen. Vor allem in schlaflosen Nächten. Sie wandern in die Vergangenheit, vermuten unwirkliche Dinge und haben Hoffnungen, die niemals wahr werden.
Ein Glück, dass niemand sie lesen und hören kann ...
Ich zitiere Dich:

"Gedanken gleichen Luftballons! Sie steigen auf, fliegen höher und höher und - zerplatzen in der dünnen Luft der Unwirklichkeit ... "

Allerdings gibt es viele Gedanken, die man aufschreibt, damit andere sie lesen können.

Danke für Deine interessanten Überlegungen.
Andrea

 

Roxanna

Wie gut ist es, dass Mensch die nur gedachten Gedanken anderer nicht lesen kann. Ich glaube, er wäre heillos überfordert damit und sicher würde es ihn auch manchmal grausen. Aber, seine eigenen aufzuschreiben kann helfen, sie zu ordnen, sie zu verwerfen oder auch umzusetzen. Einfluss darauf zu nehmen, welche Gedanken auftauchen, ist, so denke ich, nicht möglich, allenfalls vielleicht für jemanden, der sich strikt positiv ausrichtet. Ich glaube aber, dass auch düstere Gedanken zum Menschen dazugehören. Sie unterdrücken zu wollen, funktioniert nach meiner Erfahrung nicht. Man muss sich mit ihnen auseinandersetzen, je nachdem.

Und wer weiß schon, ob es immer eigene Gedanken sind, die einen "anfliegen". Möglich wäre doch auch, man fängt etwas auf von irgendwoher. Nie ist es still im Oberstübchen, das beherrscht möglicherweise nur ein Mensch, der schon lange Übung in Meditation hat.

Ich bin fast in Versuchung, dieses schöne Lied "Die Gedanken sind frei" einzustellen 😉.

Sicher ist jedenfalls, dass Gedanken eine Kraft haben oder eine Kraft sind, die nicht unterschätzt werden darf.

Lieben Gruß
Brigitte

Pan

Es kommt doch nicht darauf an, ob es eigene Gedanken sind oder fremde:
Wichtig ist, dass aus ihnen - wenn es böse sind - nicht unbedingt auch die entsprechenden Taten folgen! 
Gedanken gleichen Luftballons! Sie steigen auf, fliegen höher und höher und - zerplatzen in der dünnen Luft der Unwirklichkeit ...
meint 
Horst 


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