Sommerfreude
Der letzte Sommer

Elfriede und Ostfried erinnerten sich an den letzten Sommer. So schön wird es nie wieder sein, resümierten sie.
   Ihr Campingwagen, gezogen von dem in die Jahre gekommenen Trabanten, stand inmitten einer bezaubernden Landschaft. Links hügelige Felder, blumige Wiesen, rechts deutscher Laubwald und am Horizont die Berge des Südens. Sie waren nicht die einzigen motorisierten Urlauber, die Luft war Benzin geschwängert, aber die einzigartige Landschaft entschädigte sie.
   Mit den Campern hinter ihnen, einer Familie mit BMW, verstanden sie sich glänzend, zumal ihnen deren schwarzes Auto bei einem leichten Auffahrunfall nahe gekommen war. Ihr Trabant hatte es, bis auf leichte Splitterungen, gut überstanden und der BMW Besitzer hatte sie mit einer Flasche alkoholfreiem Claustaler versöhnt. Sie waren erst ins Gespräch, später sich menschlich näher gekommen.
   Elfriede verriet den Bayern ihr Kartoffelpuffer-Rezept und so raspelten sie bald gemeinsam, während, - Vorfreude verkündend, - weißer Rauch in den Sommerhimmel stieg.
Die Männer zückten ihre Spielkarten und spielten Schafskopf, das beliebteste  Spiel der Bayern.
Inzwischen fingen die Kinder, sofern sie noch klein waren, auf der Wiese Zitronenfalter. Von den Eltern hatten sie nämlich gehört, dass ein Schuss Zitrone auf die Puffer gehöre.
   Die größeren Jungen übten sich im Federballspiel und die Mädchen beschäftigten sich mit einem Boy, einem sogenannten Gameboy.
   Als sich einige der Kleinsten nach dem Verzehr der fettigen Puffer in die Hose gewurstelt hatten, griffen die Mütter beherzt zum Camping-Waschbrett und die Väter zogen Leine. - Bald schon flatterten, erfrischend nach Waschpulver duftend, die Windeln, Hemdchen und Höschen im Sommerwind.
   Vorn wechselten Campingfreunde ihre Autoreifen kreuzweise und andere nutzten die Zeit, sich ihrer Partnerin kreuz- und Bauch nah zu widmen, auf flauschigen Kissen im Wohnmobil.
   Im Autoradio herzten die Wildecker Herzbuben und die älteren Paare zog es mit feuchten Augen in den Kuschelwald, wo sie nach Butterpilzen suchten.
   Über allem strahlte eine wärmende Sonne, was einige veranlasste, ihre Camping-Liegen aufzustellen, um sich von der Sonne rösten zu lassen.
   Ostfried bannte die erholsamen Stunden sorgfältig auf seine Kamera.
Später zogen Regenwolken auf und sie verkrochen sich vorübergehend in ihre Mobile, spielten Dame und Mühle oder hielten ein Pausenschläfchen, nichts konnte ihnen die Urlaubsstimmung vermiesen.
   Dann aber, nach etwa sieben Stunden, erklang diese rücksichtslose Stimme:
   »Und weiter geht’s!« Und die Kolonne setzte sich langsam in Bewegung, - der Stau auf der A9 begann sich aufzulösen.
                                                                                                                 Retlaw

Pabst 1.jpg




 
 

Anzeige

Kommentare (3)

Muscari


Urlaubsträume in alten Zeiten.

Nur - Campingurlaub haben WIR immer den anderen, vor allem den Niederländern überlassen.
Doch wie ich hörte, gibt es heute super komfortable Campingplätze, die man sich zu Trabizeiten nicht vorstellen konnte.

Danke fürs Mitnehmen.😃

 

Rosi65


Nein, was für eine Idylle! Dabei hab ich schon ernsthaft überlegt, in welcher Urlaubsregion dieser hübsche Campingplatz wohl zu finden ist. 👍 

ladybird

.....😂und ich wollte gerade am "Camping-Urlaub" Lust entwickeln...., diesen "Campingplatz", den Du beschreibst gibt es ebenso auf der A4 in Richtung Holland in den großen Ferien....(für den, der keine Berge braucht)
lacht ladybird


Anzeige